Nachdem die Sächsische Zeitung gemeinsam mit der Freien Presse und der Leipziger Volkszeitung, wissenschaftlich unterstützt durch die Evangelische Hochschule Dresden, im März 2020 ihre Umfrage zur Familienfreundlichkeit in Sachsen gestartet hatte, sind die Ergebnisse jetzt als sogenannter Familienkompass abrufbar. Neben Kategorien wie Wohnen, Verkehr und Kinderbetreuung spielte vor allem auch die medizinische Versorgung eine besondere Rolle in der Umfrage.
So wurden Familien nach der Dichte von Fach- Haus- und Kinderärzten in ihrem Wohnort gefragt und wie schnell Termine bei entsprechenden Medizinern verfügbar sind. Die Befragten bewerteten dabei die einzelnen Kategorien mit Schulnoten, sodass die Abstufungen in der Bewertung meistens durch Nachkommastellen sichtbar werden.
Allgemein lässt sich sagen, dass es keine Region in Sachsen in der Bewertung der medizinischen Versorgung über die Note befriedigend hinausgeschafft hat. Besonders auffallend sind dabei die Ergebnisse in Ostsachsen und im Raum Görlitz. So wird hier die medizinische Versorgung mit der Note 3,5 bewertet. Es fehlt an Haus-und Fachärzten, weswegen Görlitz und Umland nicht ohne Grund von der Kassenärztlichen Vereinigung Sachsen als Planungsgebiete mit drohender Unterversorgung eingestuft werden.
Aber auch im Vogtlandkreis und in Bautzen ergeben sich aus der Umfrage ähnlich schlechte Noten von 3,5. So fehlen nach dem Empfinden der Befragten in Bautzen vor allem die Fach-und Kinderärzte. Dagegen sehen nur 27% der Befragten ein Problem in der hausärztlichen Versorgung. Des Weiteren meint ein Großteil der Befragten in beiden Kreisen, dass es sehr schwer sei, schnell einen Termin beim gewünschten Arzt zu bekommen.
Dennoch gibt es auch Gebiete in denen die Bilanz der Befragten zur medizinischen Versorgung etwas positiver ausfällt. So wurde im Raum Dresden die medizinische Versorgung mit der Note 2,8 bewertet und im Raum Leipzig mit der Note 2,94. Trotzdem empfinden auch hier einige Befragte einen Mangel an Fach-und Kinderärzten.
Landkreise in Mittelsachsen und im Erzgebirgskreis wurden von den dort lebenden Familien von der Note 3 bis 3,4 bewertet.
Auch wenn es hier und da einige Spitzen in der Bewertung der medizinischen Versorgung in Sachsen durch Familien gibt, sind die Ergebnisse doch eher ernüchternd.
Des Weiteren zeigen die Resultate der Umfrage noch einen weiteren Aspekt des Ärztemangels auf. Die medizinische Versorgung trägt, neben der fundamentalen Aufgabe der Sicherung und Wiederherstellung der Gesundheit der Menschen, auch zur allgemeinen Lebensqualität bei. Familien siedeln sich dort an, wo sie für sich und ihren Nachwuchs ein stabiles Lebensumfeld vorfinden und dazu gehört vor allen Dingen auch eine gute medizinische Versorgung. Die ärztliche Versorgung zu verbessern, bedeutet auch mehr Lebensqualität zu schaffen, damit junge Familien sich ansiedeln und die betreffenden Regionen vor der Überalterung zu bewahren.
Detaillierte Ergebnisse der Umfrage lassen sich aus der interaktiven Karte auf der Website der Sächsischen Zeitung entnehmen: https://www.saechsische.de/thema/familienkompass-dresden(öffnet in neuem Fenster).
Ausgewählte Einzelbewertungen
In Dresden (Note: 2,8) finden Zweidrittel der Befragten es gäbe genug Hausärzte, weniger als die Hälfte findet, dass Kinder-und Facharztpraxen ausreichen und nur ein Viertel bekommt schnell einen Arzttermin.
In Döbeln (Note: 3) sehen 60% der Befragten die Versorgung mit Fachärzten als ungenügend, 52% sind mit der Versorgung an Kinderärzten nicht zufrieden und allgemein sei es schwer, schnell einen Termin beim Arzt zu bekommen.
In Bautzen (Note: 3,5) fehlen Fach- und Kinderärzte und man bekommt nur sehr schwierig einen kurzfristigen Arzttermin, aber Hausärzte sind genug vorhanden. Nur 27% der Befragten sehen hier ein Problem.
In Meißen (Note: 3,21) fehlen Fach- und Kinderärzte, die Hausarztversorgung schneidet dagegen besser ab.
In Görlitz (Note: 3,5) besteht ein großer Mangel an Fach- und Hausärzten. Die ostsächsischen Landkreise um Görlitz haben die schlechteste medizinische Versorgung in Sachsen.