Page 5 - Ärzteblatt Sachsen, Juni-Ausgabe 2024
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BERUFSPOLITIK
Positionen, Diskussionen, Emotionen:
128. Deutscher Ärztetag in Mainz
Auf dem diesjährigen Deutschen Ärzte-
tag in Mainz widmeten sich die Dele-
gierten unter anderem der Gesund-
heitsversorgung der Zukunft, der Kran-
kenhausstrukturreform, dem Gesund-
heitsversorgungsstärkungsgesetz so -
wie weiteren aktuellen Gesetzesinitia-
tiven . Bundesärztekammer-Präsident
Dr . med . Klaus Reinhardt kritisierte
bereits zur Eröffnung die Politik: „Es ist
völlig unverständlich, dass wir einen
Chemie- und Autogipfel im Kanzleramt
haben, aber keinen Gesundheitsgipfel“ .
Die gesundheitlichen Herausforderun-
gen einer Gesellschaft des langen Le -
bens seien zu komplex, als dass diese
von nur einem Ministerium, dem Bun-
desgesundheitsministerium (BMG), be -
wältigt werden könnten .
© SLÄK
Reformen im Gesundheitswesen Die sächsischen Delegierten und Mephisto aus Auerbachs Keller auf dem Deutschen Ärztetag in Mainz .
Auch der Bundesgesundheitsminister
Karl Lauterbach sieht das Gesund- liege Deutschland hinter seinen Nach- Versorgung und bessere Orientierung
heitssystem in einer kritischen Phase . barländern zurück, so Lauterbach . Er für Patientinnen und Patienten“ . Ange-
Für geplante Reformen sei die Mitar- versprach Verbesserungen auf allen sichts des demografischen Wandels
beit der Ärztegemeinschaft entschei- zentralen Feldern . Man arbeite derzeit mit höheren, komplexen Versorgungs-
dend, so der Minister, da es viele offene an 15 Gesetzen, die noch nicht fertig, bedarfen und dem schon jetzt drama-
Baustellen gebe . Lauterbach will für sondern gerade in einer „ganz kriti- tischen Fachkräftemangel brauche es
eine Verbesserung des Gesundheits- schen Phase" seien . Trotz der Selbstkri- Struktur- und Prozessreformen sowie
wesens Kliniken stärker spezialisieren, tik und Ankündigungen blieb die anwe- innovative sektorenübergreifende Ver-
das System entbürokratisieren, digita- sende Ärzteschaft skeptisch, was die sorgungsmodelle, damit patientenge-
lisieren und auch die medizinische For- Reformvorhaben angeht . Deutlich wur- rechtere und effektive Koordination
schung stärken . Der Minister räumte de das auch durch die zunehmende und eine Steuerung der Versorgung
ein, dass man es versäumt habe, genü- Unruhe während der Rede des Minis- erreicht werden können . Dr . med . Tor-
gend junge Ärzte auszubilden . In den ters . Lauterbach mahnte: „Nicht mitei- ben Ostendorf, Delegierter der Sächsi-
kommenden 15 Jahren würden bis zu nander zu reden, können wir uns nicht schen Landesärztekammer, forderte in
50 .000 Ärzte fehlen . Es seien daher leisten“ . einem Beschlussantrag die Einbindung
mehr Medizinstudienplätze nötig . Kran- der Berufsverbände an den Entschei-
kenhäuser in Deutschland seien zudem Gesundheitsversorgung der dungen des Gemeinsamen Bundesaus-
zu sehr von ökonomischen Zwängen Zukunft – bessere Orientierung schusses . Dieses Mitberatungsrecht
abhängig . Vor allem kleinere Kliniken für Patientinnen und Patienten für die von den Beschlüssen betroffe-
unternähmen zum wirtschaftlichen Die Delegierten des Deutschen Ärzte- nen Fachgruppen sollte analog zur Be -
Überleben oft auch kompliziertere Ein- tages befassten sich mit dem Schwer- teiligung der Interessenvertretungen
griffe, die teils nicht unbedingt nötig punktthema „Gesundheitsversorgung der Patientinnen und Patienten ausge-
seien . Bei Digitalisierung und Forschung der Zukunft – mehr Koordination der staltet sein .
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