Page 7 - Ärzteblatt Sachsen, Juni-Ausgabe 2024
P. 7
BERUFSPOLITIK
hend beeinflusst werden, dass sie die Die Abgeordneten des Ärztetages for- che Verankerung würde die Suizidprä-
Behandlung von Patientinnen und Pati- derten die Bundesländer und die vention die notwendige Absicherung
enten nicht mehr allein an medizini- Akteure im Gesundheitswesen auf, den und Dauerhaftigkeit erhalten . Bei der
schen Kriterien ausrichten . Studierenden im PJ die momentan Erarbeitung des Gesetzes müssen die
maximal mögliche Aufwandsentschä- Bundesärztekammer und die Fachkrei-
Sicherung der Finanzierung der digung in Höhe des BAföG-Höchstsat- se der Suizidprävention deutlich stärker
ärztlichen Weiterbildung zes auszuzahlen . Dies würde Studie- einbezogen werden, als es bei der Ent-
Der Deutsche Ärztetag hat die Verant- renden ermöglichen, unabhängig von wicklung der jetzt vorgestellten Strate-
wortlichen aufgefordert, eine vollstän- ihrem sozioökonomischen Hintergrund gie durch das Bundesgesundheitsmi-
dige und hinreichende Finanzierung der und mit ausreichend Zeit ihrer Ausbil- nisterium der Fall war .
ärztlichen Weiterbildung sicherzustel- dung nachzugehen . Zudem sei ein Gesetz zur Suizidpräven-
len . Hierbei müssten sowohl die ärztli- Der Ärztetag forderte außerdem, die tion entscheidend dafür, auch die Bei-
che Tätigkeit der Weiterzubildenden als Fehlzeitenregelung für PJ-Studierende hilfe zum Suizid in Deutschland gesetz-
auch die notwendigen zusätzlichen anzupassen . Die bestehende Regelung lich zu regeln . Ein Suizidpräventionsge-
Kosten auskömmlich finanziert werden . differenziere nicht zwischen Fehlzeiten, setz müsse deswegen vor oder min-
Mit der Aufnahme der ärztlichen Tätig- die ähnlich dem für Arbeitnehmer ge - destens zeitgleich mit einer gesetzli-
keit erfolge eine Teilnahme an der Ver- setzlich vorgeschriebenen Urlaub zuge- chen Regelung zur Suizidbeihilfe be -
sorgung der Bevölkerung . Die Vergü- standen werden, und Krankheitstagen, schlossen werden .
tung von ärztlichen Weiterzubildenden die derzeit davon abgezogen werden .
müsse in allen Versorgungsbereichen Die bestehende Härtefallregelung sei Behandlung einer Geschlechts-
mit den Gehältern im stationären Be - unzuverlässig und intransparent und dysphorie bei Minderjährigen
reich vergleichbar sein . Hierfür sei eine drohe für Studierende, in der Nichtan- Teilweise sehr emotional wurde es bei
ausreichende Finanzierung zu gewähr- erkennung eines gesamten Tertials und der Diskussion über die Beschlussan-
leisten . damit gegebenenfalls der Verzögerung träge zur Behandlung einer Ge schlechts-
des Abschlusses um sechs bis zwölf dysphorie bei Minderjährigen . Letzt-
Einheitliche Aufwands- Monate zu münden . endlich stimmte auf Grund fachlicher
entschädigung im PJ und wissenschaftlicher Begründungen
Die Delegierten des 128 . Deutschen Zudem müsse endlich eine neue Appro- die Mehrheit für die Anträge . Darin wird
Ärztetages stellten sich klar hinter die bationsordnung beschlossen werden . die Bundesregierung aufgefordert, so -
Medizinstudierenden und forderten Dr . med . Lisa Rosch, Delegierte aus genannte Pubertätsblocker, geschlechts-
unter anderem bessere Rahmenbedin- Sachsen, und andere hatten dazu einen umwandelnde Hormontherapien oder
gungen für das Praktische Jahr . Medi- Beschlussantrag eingebracht . Darin ebensolche Operationen bei unter
zinstudierende im Praktischen Jahr (PJ) werden das BMG und die Länder ein- 18-Jährigen mit Geschlechtsinkongru-
sind keine kostenlosen Stationshilfen, dringlich aufgefordert, sich auf die enz beziehungsweise Geschlechtsdys-
sondern angehende Ärztinnen und Finanzierung der neuen Approbations- phorie nur im Rahmen kontrollierter
Ärzte . Die Abgeordneten kritisierten, ordnung (ÄApprO) zu einigen und diese wissenschaftlicher Studien zu gestat-
dass für das PJ deutschlandweit bis- zu beschließen . ten . Dabei sollten multidisziplinäre
lang keine einheitliche Aufwandsent- Teams sowie eine klinische Ethik-Kom-
schädigung vorgesehen ist . „Die durch- Suizidprävention mission hinzugezogen werden . Eine
schnittlich gezahlte Aufwandsentschä- Der 128 . Deutsche Ärztetag fordert von Behandlung sollte auch erst nach ab -
digung gibt keine Zusicherung der Kos- der Bundesregierung ein umfassendes geschlossener medizinischer und ins-
tendeckung für existenzsichernde Leis- Suizidpräventionsgesetz . Die vom Bun- besondere psychiatrischer Diagnostik
tungen wie Wohnungsmiete oder Le - desgesundheitsminister vorgestellte und Behandlung eventueller psychi-
bensmittel . Studierende müssen für Suizidpräventionsstrategie sei kein Er - scher Störungen erfolgen . Dabei müss-
ihren Lebensunterhalt sorgen können, satz für ein solches Gesetz . Sie ent- ten die Therapieergebnisse jeglicher
was bei einer Vollzeittätigkeit im Prak- halte zwar richtige Ansätze, lasse aber Interventionen dieser Art soziologisch,
tischen Jahr ohne adäquate Aufwands- die Frage der Finanzierung offen . Zu - medizinisch, kinder- und jugendpsychi-
entschädigung nicht in zumutbarer dem sei ohne gesetzliche Grundlage atrisch, sozial und psychologisch über
Weise möglich ist“, heißt es in einem keine verbindliche Umsetzung der Stra- einen Zeitraum von mindestens zehn
Beschluss des Ärzteparlaments . tegie möglich . Nur durch eine gesetzli- Jahren nachverfolgt werden . Die Evalu-
Ärzteblatt Sachsen 6|2024 7