Page 9 - Ärzteblatt Sachsen, Juni-Ausgabe 2024
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BERUFSPOLITIK



       Wie weiter in Sachsen?




        Welche Ideen die im Landtag vertrete-
        nen Parteien für die anstehenden Her-
        ausforderungen bei den Freien Berufe
        haben, darüber sprachen die Mitglieder
        des Landesverbandes der Freien Be -
        rufe (LFB) Sachsen Ende April mit Rico
        Gebhardt (Die Linke), Gerhardt Lieb-
        scher (Bündnis 90/Die Grünen), Simone
        Lang (SPD), Christian Hartmann (CDU)
        sowie Andreas Wendt (AfD) . Moderiert
        wurde das Podium von RA Cornelia Süß,
        Präsidentin des LFB Sachsen e . V .
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        Für Christian Hartmann sei die Antwort
        auf Fachkräftemangel und sinkende   Der LFB Sachsen e .V . sprach mit allen im sächsischen Landtag vertretenen Parteien über die
                                            Herausforderungen der Freien Berufe und ihre Pläne für die Zeit nach der Landtagswahl .
        Wirtschaftsleistung der Ausbau der
        Infrastruktur, Netzausbau und Digitali-
        sierung sowie Zuwanderung von Fach- Gerhardt Liebscher würde gern die  wie Ausbau der Infrastruktur, Digitali-
        kräften  und weniger Teilzeittätigkeit .  Quote der Schulabbrecher senken, um  sierung und mehr Geld für Kommunen
        Für eine bessere Bildung brauche es  mehr junge Menschen in den Arbeits- sieht er genauso wie die anderen Ge -
        mehr Entlastung für Lehrer durch Sozi- markt zu bekommen . Hier müsse die  sprächspartner .
        alarbeiter und neue Lernmodelle, so  Unterstützung bereits bei bildungsfer-
        Hartmann . Aber auch der Erziehungs- nen Eltern beginnen, um dieses Ziel zu  Bei den Maßnahmen für die Wirtschaft
        auftrag der Eltern muss wieder ins Be - erreichen . Und er plädiert für die Ganz- gingen die Meinungen dann etwas wei-
        wusstsein gerufen werden, weil man- tagsschule sowie gemeinsame Klassen  ter auseinander . Während Hartmann
        che Erziehungsberechtigten glauben,  bis zur Stufe 10 . Damit könnten in  die soziale Markwirtschaft mit Leucht-
        dass dafür die Schule zuständig sei .  einem langjährigen Klassenverband  turmprojekten der vergangenen Jahre
        Diesen Ansätzen stimmte Simone Lang  feste Beziehungen aufgebaut und eine  verteidigte, wäre Gebhardt eher für
        im  Wesentlichen  zu,  ergänzte  jedoch  langfristige Unterstützung von lern- eine Volkswirtschaft, in der der Frei-
        die Punkte um flexible Arbeitszeitmo- schwachen durch lernstarke Schüler  staat  mit  Investitionen  für  Infrastruk-
        delle, eine bessere technische Ausstat- erzielt werden .                tur und Netzausbau in Vorleistung geht,
        tung der Schulen sowie Entlastungshil-                                  um die Lebensverhältnisse insbeson-
        fen, da Lehrer heutzutage auch noch  Andreas Wendt will zuerst die Potenzi- dere für die ländlichen Regionen zu ver-
        Psychologen, Erziehungshelfer und Kon- ale im Inland heben, bevor eine punktu- bessern . Diesen Ansatz unterstütze
          fliktberater seien .              elle  Zuwanderung  erfolgen sollte . Zu  Liebscher dahingehend, dass zum Bei-
                                            den Potenzialen zählt er die deutschen  spiel  Subventionen für  fossile Brenn-
        Für Rico Gebhardt sind diese Vorschlä- Schulabbrecher, Menschen ohne Aus- stoffe abgeschafft, aber es gleichzeitig
          ge zwar nachvollziehbar und wichtig,  bildung sowie abgewanderte Deutsche  eine Bürgerbeteiligung bei Solarenergie
        aber gerade die Zuwanderung dauert  im Ausland . Außerdem sollte das Bür- geben sollte . Dem entgegnete Wendt
        ihm zu lang . Hier müsse es schnellere  gergeld abgeschafft werden, weil dann  mit der klaren Ansage, kein Geld für Kli-
        Anerkennungsprozesse  geben,  die  be - der Anreiz, sich keine Arbeit zu suchen,  maschutzprojekte auszugeben . Das
        reits bei den Arbeitsvisa in den deut- vorbei wäre . Die Diskussion um eine  eingesparte Geld könne man viel bes-
        schen Botschaften beginnen würde .  Vier-Tage-Woche kann er mit Blick auf  ser einsetzen . Diese Äußerung er zeug-

        Denn schon dort sind die bürokrati- den Personalmangel in vielen Berei-  te regen Widerspruch bei den Zuhörern
        schen Hürden und Wartezeiten extrem  chen ebenfalls nicht nachvollziehen .  und nötigte den Präsidenten der Archi-
        lang . Und hier im Land selbst brauche  Diese Diskussion geht für Wendt in die  tektenkammer dazu, sich für Ausgaben
        es eine echte Willkommenskultur .   falsche Richtung . Alle anderen Punkte  im Klimaschutz zu positionieren, denn,



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