Arbeitszeit bei Ärztinnen und Ärzten

Die Arbeitszeit und die Arbeitsbelastung von Ärztinnen und Ärzten hat sich in den letzten Jahrzehnten erheblich verändert. Zur beruflichen Belastung von Medizinern gibt es auch zahlreiche Studien. Was diese Studien nicht untersuchten, war der Wandel der Jahres- oder Lebensarbeitszeit in dieser Berufsgruppe. Aus diesem Grund hat die Sächsische Landesärztekammer die Studie zur „Arbeitszeit bei Ärztinnen und Ärzten: Früher, heute, morgen.“ in Auftrag gegeben. Die aktuell vorliegenden Ergebnisse der Baseline-Befragung der Langzeitstudie liefert einen detaillierten Überblick zur aktuellen Arbeitssituation der sächsischen Ärzteschaft.

1. Gegenwärtige Arbeitszeit

Die Befragung hat nachgewiesen, dass die tatsächliche und vertraglich vereinbarte Arbeitszeit der sächsischen Ärzteschaft (Ø 34,6 Stunden /Woche) eine hohe Differenz aufweisen. Durchschnittlich arbeiten Ärztinnen und Ärzte 10,3 Stunden mehr als vereinbart, wobei ein großer Unterschied zwischen ambulantem und stationären Bereich besteht (ambulant 3,0 Stunden, stationär 13,0 Stunden mehr). Zusätzlich wurde gezeigt, dass nur 24,8% der Teilzeitbeschäftigten tatsächlich weniger als 40 Stunden in der Woche arbeiten. Eine höhere Wochenarbeitszeit geht auch mit einem erhöhten Konflikt zwischen Berufs- und Privatleben sowie mit einer höheren arbeitsbezogenen Belastung einher. Zudem existiert ein Zu-sammenhang zwischen der Unzufriedenheit mit der Arbeitszeit und dem Wunsch eines frühzeitigen Renteneintritts, einem geringeren Arbeitsengagement oder auch einer höheren berufsbezogenen Belastung. Des Weiteren steht auch die allgemeine Arbeitszufriedenheit mit der Zufriedenheit mit der Arbeitszeit in Verbindung.

2./3. Veränderung der Arbeitszeiten und entsprechende Einflüsse

Die Befragung nach Arbeitszeitveränderungen in der Vergangenheit zeigt, dass 32,0% der Ärztinnen und Ärzte ihre Arbeitszeit bereits reduziert haben, 10,5% erhöht und 40,9% keine Veränderungen vorgenommen haben. Als entscheidungsweisende Gründe für eine Reduktion der Stunden wurden die Kinderbetreuung oder ein größerer Wunsch nach Freizeit sowie eine hohe Arbeitsbelastung genannt, bei der Erhöhung vermehrt ein Mehraufwand wegen Personalmangels oder des Wegfalls weiterer Engagements.

4. Zukünftige Arbeitszeitveränderungen

Insgesamt plant mehr als ein Drittel der Befragten eine zukünftige Verringerung der Arbeitszeit. Auch hier zählen zu den am häufigsten genannten Gründen eine hohe Arbeitsbelastung und der Wunsch nach mehr Freizeit. Nur eine geringe Zahl sieht es vor die Arbeitsstunden zu erhöhen, wobei es sich hier hauptsächlich um die jüngere Ärzteschaft handelt.

5. Erwerbstätigkeit trotz Berentung

Grundlegend planen 39,0% der Ärzte und Ärztinnen einen vorzeitigen und 20,4% einen ver-späteten Ruhestand. Besonders fach- und hausärztlich Niedergelassene äußerten den Wunsch nach einem vorzeitigen Ruhestand. Stationär Tätige planen im Vergleich zu ambulant Tätigen eher einen frühzeitigen und weniger einen verspäteten Renteneintritt. Betrachtet man die Arbeitszeitmodelle sind es Teilzeitbeschäftigte, die eher bereit sind über das reguläre Rentenalter hinaus erwerbstätig zu sein. Als Determinanten für eine Beschäftigung über das Rentenalter hinaus wurden unter anderem Freude an der Arbeit, berufliches Interesse oder auch soziale Kontaktmöglichkeiten genannt.

Fazit

Abschließend lässt sich festhalten, dass mit der Baseline-Befragung zum Teil sehr hohe Arbeitszeiten und eine arbeitszeitbedingte Belastung nachgewiesen wurden. Verschiedene lebens- und berufsbezogenen Faktoren beeinflussen den Wunsch nach Reduktion oder Erhöhung der Arbeitszeit sowie den Zeitpunkt des Renteneintritts.

 

Weitere Befragungen der Studie werden zukünftig Entwicklungstendenzen der gewonnenen Erkenntnisse aufzeigen.

Hintergrund

An der aktuellen Befragung haben 987 Ärztinnen und Ärzte teilgenommen, welche sich in einer Alterspanne von 25 bis 80 Jahren bewegen. Neben der Arbeitszeiterfassung wurden Daten verschiedener Parameter erhoben, die Einfluss auf die Arbeitszeit und mögliche Arbeitszeitveränderungen haben. Durchgeführt wurde die Studie von Dr.&nbsprer.&nbspnat. Franziska Jung, PD&nbspDr. Melanie Luppa, Prof.&nbspDr.&nbspmed. Steffi G. Riedel-Heller, MPH, vom Institut für Sozialmedizin, Arbeitsmedizin & Public Health, Medizinische Fakultät, Universität Leipzig.

Kontakt

Prof. Dr. med. Steffi G. Riedel-Heller,
MPH Direktorin
Institut für Sozialmedizin, Arbeitsmedizin und Public Health Universität Leipzig,
Medizinische Fakultät
Philipp-Rosenthal-Straße 55,
04103 Leipzig
Tel.: +49 (0)341/9715408,
Fax: +49 (0)341/9715409
e-mail: Steffi.Riedel-Heller(at)medizin.uni-leipzig.de
 

 

Weitere Informationen unter 0351 8267-160 oder Mobil 0173 6242315.